WordPress feiert 20 Jahre

Am 27.5.2023 feiert WordPress sein 20.Jubiläum und ist damit ein Tick länger als goneo mit mittlerweile 16 Jahren am Markt.

Zur Feier hat die tragende Organisation unter 20wp.wordpress.net eine extra Webseite eingerichtet. Weltweit finden dazu Meetups statt, in Deutschland in Jena, Hamburg, Karlsruhe.

Matt Mullenweg hatte irgendwann während der vergangenen Jahre das Ziel ausgerufen, dass das von ihm mitbegründete WordPress zum „Betriebssystem des Webs“ werden sollte. Dies haben wir 2017 in einem Beitrag beschrieben. Damals stand WordPress bei einem Nutzungsanteil von 30 Prozent. Heute, nochmal sechs Jahre später sind es über 43 Prozent aller Websites, die mit WordPress realisiert worden sind.

Als Webhoster haben wir bei goneo einen besonderen Blick auf WordPress. Am erstaunlichsten war zu sehen, wie WordPress, was die Reihe der Open-Source-Content-Management-Systeme (CMS) angeht, zur unangefochtenen Nummer eins wurde.

WordPress ist das prototypische Beispiel eines erfolgreichen quelloffenen Softwareprojekts für eine Webanwendung. WordPress basiert seit jeher auf PHP, einer Skriptsprache für Webserver, die einer Programmiersprache sehr nahekommt.

Viele ähnliche Webprojekte hatten seinerzeit, in den 2000er „Nullerjahren“ auf PHP gesetzt. Dazu zählten auch Joomla! und Drupal. Von Mambo und anderen Derivaten außer Joomla! oder Post Nuke spricht heute niemand mehr. Andere Content Management Systeme wie TYPO3 oder Silverstripe besetzen Nischenpositionen mit einem jeweils deutlich kleineren Anwenderkreis.

PHP ist seit den frühen 2000er Jahren Teil der meisten Linux-Distributionen, in der Webhosting-Szene hat sich der Stack aus Linux, Apache, MySQL und PHP etabliert (kurz. L.A.M.P). goneo war 2006 tatsächlich einer der ersten Hoster, der als Preisbrecher PHP schon in kleinen Webhosting-Paketen zu sehr günstigen Konditionen für alle Homepagebetreiber zur Verfügung stellte.

Screenshot der goneo-Startseite 2007 mit Webhosting-Paketen ab 1,25 Euro im Monat inkl. Domain, PHP, MysQL – ein Preisbrecher seinerzeit. Damit war die Hostingplattform von goneo ideal geeignet für WordPress-Installationen, auch wenn Joomla! anfangs bei Kundinnen und Kunden beliebter war.

Nach 20 Jahren laufen weltweit
43 Prozent aller Websites mit WordPress

Hinter WordPress als dem Tool, mit dem 43 Prozent aller Websites betrieben werden, klafft eine große Lücke zu den Rängen zwei, drei und vier, wobei es sich dabei um kommerzielle Webanwendungen handelt. Auf Platz fünf finden wir aktuell Joomla!

Blicken wir historisch auf Nutzungszahlen von Open Source Webanwendungen bei goneo, stellen wir fest, dass WordPress gerade so in der Zeit 2006 bis 2012 nicht die erste Wahl bei Webseitenbetreibern war. Das war Joomla!

In den clickStart-Statistiken sehen wir zwischen den drei meistinstallierten CMS-Webanwendungen TYPO3, Joomla! und WordPress ein Verhältnis von etwa 1 : 3 : 5, gemessen seit 2006, dem Startjahr von goneo.

Dabei verhielt sich WordPress in seiner Ursprungsform gar nicht so wie ein CMS, sondern war ein auf Blogger ausgerichtetes Tool. Man sprach damals noch von „Web-Log“, einer Art Tagebuch im WWW mit den neusten Beiträgen oben und älteren Beiträgen, die dann chronologisch folgten.

WordPress als ein einfach zu bedienendes Tool für Blogger

Das klassische CMS war damals für die Erstellung von Web-Portalen ausgelegt. Das Portal-Design war damals die meistgenutzte Darstellungsansatz: Die einzelne Webseite war in meist drei Spalten unter einer Hauptnavigation aufgeteilt, dem „Menü“. Von dort aus navigierten sich die User tiefer in die Website, während die Startseite ein Art Zusammenfassung und Promotionfläche bildete.

Ursprünglich hangelten sich die meisten Userinnen und User ausgehend von einer Startseite zu einem Webangebot. Suchmaschinen waren einst bei weitem nicht so leistungsfähig wie heute und bestanden ursprünglich sogar aus einer Sammlung an verschlagworteten Links. Portale waren die Gatekeeper.

Screenshot der Suchmaschine von Yahoo! 2003 in der Waybackmachine.

Mit der Zeit hat sich das Web verändert und WordPress bewegte sich weg von der reinen Web-Log-Idee, führte Seiten ein, die nicht wie die Beiträge (Posts) chronologisch bedeutsam waren.

Das ging einher mit der Hypephase der frühen Social-Media-Sites wie Angelfire, Tripod, MySpace, Facebook und den deutschen Copycats wie StudiVZ oder Wer-kennt-wen. Für einen recht großen Userkreis war die persönliche Homepage auf dem Uniserver im Weballtag dann weniger attraktiv als eine schnell und einfach erstellte Präsenz auf einer sozialen Plattform.

Social Media: Das Web wandelte sich

Was hat WordPress anders gemacht als andere Open-Source-CMS-Projekte? WordPress hat den Contentersteller im Blick gehabt, den Blogger. Andere CMS-Projekte erfüllten stärker die Bedürfnisse von „Webmastern“, wie man damals sagte, also den Personen in Organisationen, die eine Website betrieben haben.

Diese Webmaster hatten viel technisches Fachwissen rund um die Server- und Netzwerktechnologie und daher auch viel zu tun. Sie waren aber in der Regel nicht diejenigen, die die Inhalte erstellten, höchstens nach vordesignter Vorlage in HTML und CSS umsetzten. Inhalte wurden von Redakteuren geschrieben und betreut. So nannte man die Content Creators damals. Für die technisch orientierten Webmaster waren CMS ein Segen.

Die Jobdescription des Webdevelopers, der mit HTML, CSS, Javascript, PHP und SQL arbeitet, musste sich erst entwickeln. Es war durchaus üblich, die Webseite mit einem Grafikprogramm zu designen und dann Zeile für Zeile in Code umzusetzen.

Mit der Trennung von Tool, Design und Inhalt konnte Organisationen und Unternehmen produktiver werden.

WordPress ging der Vision nach, dass einzelne Creators selbst die Website administrieren, mit Inhalt füllen und betreiben konnten. Die Weiterentwicklung von WordPress war stärker als die anderer Projekte auf diesen Usertyp ausgerichtet.

Screenshot der WordPress-Website aus dem September 2004 laut Waybackmachine. Die Prinzipien Einhaltung der Webstandards, Eleganz, Benutzerfreundlichkeit und leichte Anpassbarkeit standen damals schon im Vordergrund.

20 Jahre später: Warum ist WordPress so erfolgreich?

TYPO3 setzte sich in Deutschland durch als Tool für sehr erfahrene Webentwickler in Agenturen, die von finanzkräftigeren Organisationen beauftragt wurden und die entsprechend große Budgets bereitstellen konnten. Es stellten sich Herausforderung wie das CMS in die Unternehmens-IT zu integrieren oder die Website hochgradig einzigartig zu machen (es gab sogar Schönheitswettbewerbe dafür).

Die große Masse an Webseitenbetreibern orientierte sich ganz offensichtlich zunehmend an WordPress – wegen der einfachen Handhabbarkeit und der Möglichkeit, schnell eigene Inhalte online zu bringen, auf die andere Userinnen und User mit Like oder Kommentar reagieren konnten.

Nach 20 Jahren WordPress ist ein regelrechtes Ökosystem entstanden.

Joomla! hatte offenbar ein anderes Website-Modell als Prototyp vor Augen. Mit Joomla! erstellte Sites hatten eher Magazincharakter: Viele verschiedene Contentersteller konnten zuarbeiteten. Sie hatten ihr eigenes Login und eine festgelegte Berechtigungsstufe. Der Inhalt ließ sich gut klassifizieren und systematisieren sowie unterschiedlich präsentieren, oft mehrspaltig.

Als Mission gibt Joomla! an, eine Online-Publikationstool für Webarbeiter, kleine bis mittelständische Unternehmen und nichtkommerzielle Organisationen bereitstellen zu wollen („“Our mission is to provide a stable tool for agencies, web-builders, SMB’s and non-profits to easily build, extend, maintain and edit an online publishing platform.“ Zitiert nach Joomla Website).

Aus der Beliebtheit von WordPress hat sich eine Dynamik entwickelt, die eine große Anzahl an Erweiterungen und verfügbaren Templates hervorbrachte. „Plugins“ beziehungsweise „Themes“ heißen diese in der WordPress-Welt. Heute gibt es für jeden erdenklichen Zweck Plugins, die das WordPress-Kernsystem erweitern und viele zusätzliche Funktionen einbringen.

Während die Software WordPress von der Stiftung WordPress.org herausgegeben wird, gründete Matt Mullenweg die Firma Automattic, die eine Variante von WordPress als Software-as-a-Service anbietet, mit denen die Kundinnen und Kunden der Firma Websites betreiben können, ohne überhaupt die Software installieren zu können.

Automattic: Der kommerzielle Arm von WordPress

Einige wichtige WordPress-Plugins wie das Jetpack-Plugin, das viele hilfreiche Funktionen bereitstellt, teils auch kostenpflichtig für den Webseitenbetreibe, kommen von Automattic. Ebenfalls von Automattic stammt WooCommerce, mit dem sich WordPress um E-Commerce-Funktionen erweitern lässt.

Attraktives Angriffsziel

Mit dieser Dynamik und der immensen Verbreitung wuchsen die Begehrlichkeiten von Cyberkriminellen. Jede Software hat Sicherheitslücken. Entdeckt man eine, kann man diese auf Millionen von WordPress-Installationen ausnutzen. Beliebt ist, die Installation zu übernehmen und zum „Zombie-Rechner“ umzufunktionieren.

Die Software versendet dann massenweise Spam, steuert andere korrumpierte Systeme als Command-and-Control-Server. Oder man integriert als Hacker eine Phishing-Seite, die einer Anmeldeseite einer Bank oder eines Onlineshops täuschend echt nachempfunden ist. Wenn man es schafft, mit dringlich klingenden Spam-Mails User hinters Licht zu führen, kann man diese verleiten, ihre Zugangsdaten einzugeben, die so den Hackern in die Hände fallen.

Updates in kurzer Folge

Natürlich gibt es auch Abwehr- und Anti-Hacker-Plugins, doch WordPress bleibt ein beliebtes Ziel für Angreifer. Daher mühen sich die WordPress-Entwickler stetig, möglichst schnell alle entdeckten Lücken zu schließen.

Die Folge ist, dass in kurzen Abständen Updates mit Patches und neue Releases folgen, die eingespielt werden müssen. Auch wenn diese Updates zum großen Teil automatisiert installiert werden, bleibt so ein Vorgang immer etwas kritisch. Zu vielfältig ist die Landschaft an Kombinationen aus WordPress-Kern, Plugins und Themes als dass nicht doch Ausnahmen zu befürchten sind, der Update-Prozess nicht sauber durchläuft und WordPress beim Aufruf nur den gefürchteten weißen „Screen of Death“ oder Server Error 500 zeigt.

Software, die sich aus einem 20 Jahre alten Kern heraus weiter entwickelt hat, schleppt einiges an Geschichte mit sich herum. Vor 20 Jahren verfolgte man andere Programmierparadigmen als zehn oder eben nun zwanzig Jahre später. Von PHP-Entwicklerseite wird beispielsweise oft kritisiert, dass der WordPress-PHP-Code nicht objektorientiert geschrieben ist.

Zudem gilt WordPress nicht unbedingt als das Tool, das besonders performante Websites hervorbringt. Weil PHP-Code mit vielen Datenbankabfragen ausgeführt wird, wenn eine Webseite aufgerufen wird, stellen sich Herausforderungen bei der Seitenladegeschwindigkeit. Webuserinnen und -user sind nicht geduldig. Je schneller eine Website, desto besser. Daher muss man für entsprechende Ausstattung mit Hardwareressourcen sorgen oder Caching-Maßnahmen ergreifen.

Die Zukunft von WordPress

Gerade im Frontendbereich passiert in jüngster Zeit eine Menge. Javascript-Frameworks sorgen für optische Dynamik und Bewegung auf responsiven Websites und andere Effekte. Dank der Einführung der REST-API in WordPress und der Trennung von Frontend und Backend lassen sich REACT und Co. nutzen.

Blöcke

Der neue Editor zur Eingabe von Inhalten, Gutenberg, brachte ein neues Konzept mit, vornehmlich das der Blöcke, die auch wiederverwendet werden können. So lassen sich damit auch Blöcke mit Funktionen komponieren, was die Contenterstellung einfacher macht. Doch nicht alle eingeschworenen WordPress-Nutzerinnen und Nutzer fanden die von oben diktierte Einführung des neues Editors gut. Wer will, kann zurückrollen.

Damit bewegt sich WordPress klar in die Richtung, die von Webbuildern (Homepagebaukästen) besetzt ist. Damit beschritt WordPress selbst einen Weg, den einige Erweiterungen wie Elementor oder Divi vorgezeichnet haben.

Community

WordPress hat die Unterstützung vieler großer Unternehmen, die Entwicklungskapazitäten oder Geld zusteuern. Um entwicklungsmäßig Fahrt aufzunehmen und diese zu erhalten, ist eine recht rigides Update- und Roadmapmanagement nötig, das mit demokratischen Prozessen wie man sie sich in einer Open-Source-Entwicklercommunity vielleicht naiverweise vorstellt, nichts zu tun hat.

Welche Features kommen, wird recht zentral entschieden, vornehmlich beim Mitbegründer Matt Mullenweg, der sich von einer Mitarbeiterin assistieren lässt, die er aus seiner Firma Automattic auf den Posten der Direktorin bei WordPress.org, also dem Open-Source-Arm von WordPress gesetzt hat.

Es ist durchaus wichtig, die weitläufige WordPress-Community weiter zu motivieren. Das soll über Events in verschiedenen Ländern geschehen, dem „WordCamp“, zu dem Tausende WordPress-Enthusiasten zusammenkommen können.

Ganz leicht dürfte die Aufgabe nicht fallen, da Automattic klar auf Erhöhung des Unternehmenswert ausgerichtet ist und sichtbar wenig idealistisch agiert.

Monetarisierung

Man kann damit rechnen, dass WordPress weiter nach Monetarisierungsmöglichkeiten sucht. Dass dies nötig ist, belegt ein Streit zwischen Matt Mullenweg dem Mitbegründer von WordPress und Inhaber von Automattic und einem amerikanischen Hoster.

Dieser hatte das Automattic-Plugin WooCommerce mit einer eigenen Payment-Lösung ersetzt. Das führte dazu, dass Provisionen aus Umsätzen mit den integrierten Zahldienstleistern wie Stripe oder Paypal nicht mehr bei WooCommerce ankommen, sondern beim Hoster. Das sorgte für Verärgerung beim sonst als besonnen bekannten WordPress-Entwicklungschef.

WordPress wird komplexer in Handhabung und Bedienung

Je mehr Funktionen in WordPress gepackt werden, sei es durch WordPress selbst oder durch Plugins, desto komplexer wird die WordPress-Installation. Dann ist mehr Know How von Nöten, die Bedienung wird schwieriger und der Ressourcenbedarf steigt.

Auf der anderen Seite sehen wir eine Gegenbewegung. Es entstehen immer mehr Websites, die stark auf Javascript-Frameworks setzen und statisch sind, während WordPress prototypisch für dynamisch erstellte Websites ist. Doch Dynamik erfordert mehr Rechenleistung und diese hat ihren Preis.

Web3

In Web3 Umfeldern müsste man ohnehin auf statisches HTML setzen, da hier Datenbankanbindungen anders realisiert werden und Blockchaintechnologie dominiert. Hier ist WordPress überhaupt nicht zuhause und es gibt wenig Anzeichen dafür, dass sich dies schnell ändern würde. In Zusammenhang mit NFTs gibt es aber einige Ansätze.

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