Von der De-Monetarisierung betroffen? Das offene Web ist jetzt dein Freund

Youtube hat die Richtlinien für das Werbeprogramm geändert. Dazu haben wir im goneo-Podcast schon gesprochen.
Die Empfehlung von unserer Seite ist stets: Sichere deine eigenen Inhalte, mach dich nicht von einer Social Media Plattform abhängig! Suche dir weitere Monetarisierungsmöglichkeiten! Bau eine eigene Website auf!

Nun macht sich auch in der deutsche Youtuber-Szene etwas Ernüchterung breit. Durch eine Richtlinienänderung verdienen viele Youtuber mittels der Werbebeteiligung weniger.
Philipp Walulis greift das in einem seiner neuen Videos auf:

Hintergrund ist, dass Youtube die Richtlinien verändert hat, nach denen das Videonetzwerk entscheidet, ob ein Video monetarisiert werden kann oder nicht.
Es gibt eine länger gewordenen Liste an Kriterien, die dazu führen, dass vor, in oder nach bestimmten Clips keine Werbung gezeigt wird.
Youtuber sind über das Partnerprogramm an den Werbeeinnahmen, die Youtube erzielt beteiligt, je nach dem wie oft ein Video abgerufen wurde.
Das hat sich in der Vergangenheit für einige sehr gut ausgezahlt.
Da aber Markenartikelwerbung teilweise auch vor eigentlich nicht akzeptablen Videos gezeigt wurde, gab es Beschwerden von der werbetreibenden Industrie. Niemand will seinen Auto-Spot vor einem Video sehen, in dem zum Dschihad aufgerufen wird.
Die Werbekunden wurden vorsichtiger, senkten die Gebote oder verlagerten ihre Budgets auf sicherere Inhalte.
Youtube reagierte aber nicht etwa so, dass man problematische Clips entfernen würde, sondern mit einer Verschärfung der Kriterien für monetarisierbare Inhalte. So wird jetzt jeder Clip anhand dieser Kriterien automatisch, also mit Algorithmen, überprüft inwieweit der Clip werbefreundlich genug ist.
Laut Youtube eignen sich Clips, die folgende inhaltiche Merkmale oder Elemente aufweisen, nicht für Werbetreibende:

  • Umstrittene Themen und sensible Ereignisse (Krieg, politische Konflikte, Terrorismus oder Extremismus, Tod und tragische Vorfälle sowie sexueller Missbrauch)
  • Drogen und Produkte mit gefährlichen Substanzen(illegale Drogen, regulierte Drogen oder Substanzen sowie sonstige gefährliche Produkte)
    Schädliche oder gefährliche Handlungen (Handlungen, die zu physischen, emotionalen oder psychologischen Schäden führen können)
  • Hasserfüllte Inhalte (Diskriminierung)
  • Unangemessene Sprache (derb oder vulgär)
  • Unangemessene Verwendung von Figuren der Familienunterhaltung (gemeint sind, dass Cartoon-Figuren vulgär overvoiced werden)
  • Sexuell anzügliche Inhalte (nackte Körperstellen, sexuelle Handlungen, Sexspielzeug, explizite Gespräche)
  • Gewalt (grundlose Gewalt)

Videos, auf die solche Kriterien, die ohnehin im einzelnen hinreichend schwammig formuliert sind und in vielerlei Weise aufgelegt werden können, zutreffen, werden von der Monetarisierung ausgeschlossen.
Da Algos die Kriterien überprüfen, ist die Falsch-positiv-Rate recht hoch. Das führt zu teilweise kuriosen und nicht nachvollziehbaren Entscheidungen.
Bislang erfolgreiche Youtuber leiden darunter, da auch ganz anders gemeinte Bilder oder Worte zu einer Erkennung und Einstufung als „nicht für Werbung geeignet“ führen.
Betroffen sind viele Let’s-Player, oft aufgrund der Gewaltdarstellung in Spielen oder auch aufgrund der verwendeten Sprache.
Man kann als betroffener Videoproduzent eine erneute Überprüfung anstoßen, allerdings dauert der manuelle Check etwas.
Man müsste eigentlich erwarten, dass viele Youtuber ihre Inhalte nun verlagern, zum Beispiel auf andere Video-Plattformen. Dies scheint aber nur in geringem Umfang zu passieren.
Youtube ist als Videonetzwerk die unangefochtene Nummer eins, danach kommt lange nichts. Youtube hat tolle Tools und großartige Features, derer man sich kostenlos bedienen kann.
Und: Youtube ist weit verbreitet, die Inhalte sind gut zugänglich, da viele Smart-TVs und Settopboxen schon einen Youtube-Client integriert haben.
Die konsequenteste Form einer Reaktion seitens der Creators wäre eine Neuausrichtung und das Platzieren der eigenen Videoinhalte auf eigenen Plattform.
Die klassische Website mit eigener Domain eignet sich sehr gut dazu.
Dies ist heute mit HMTL5 viel weniger problematisch. Browser, die HTML5 beherrschen  – also alle neueren – kommen mit Audio und Video sehr gut zurecht. Sie können Video direkt abspielen, auch in den mobilen Versionen.
Früher musste man einen Player integrieren, der oft mit der Flash-Technologie realisiert war. Diese Zeiten sind vorbei.
Natürlich ist die Monetarisierung auf einer eigenen Website immer noch einer Herausforderung. Allerdings könnte man hier an Affiliatenetzwerke und an Programme wie Google Adsense denken.
Zudem profitieren viele Youtuber von direkten Verträgen mit Werbetreibenden, Markenartiklern und Sponsoren.
Allerdinsg muss man seine Fanbase in irgend einer Form verwalten. Auch dies übernimmt ja aktuell Youtube.
Man braucht Signup- und Signoffprozeduren, vielleicht auch ein Newslettersystem, das man integrieren kann. Allerdings ist dies bei der heutigen Webtechnologie, die für jedermann frei verfügbar ist, gar kein Problem.
Selbst mit WordPress und beispielsweise der Ergänzung durch das Plugin BuddyPress ließe sich eine eigene Communityplattform sehr einfach aufsetzen.
Hier haben wir über einige videofähige Content-Management-Systeme , die auch bei goneo funktionieren geschrieben.
So ist im Prinzip jeder in der Lage, seine eigene Publikationsplattform zu erstellen. Dafür wurde das Web erfunden.
Daher könnte man für Videos ähnlich verfahren wie mit Text-/Bildinhalten: Man postet auf Youtube nur einen Teaser, das komplette Produkt zeigt man auf der eigenen Website.

Fazit: Own it

Youtube galt nie als besonders freundlich im Umgang mit den Contenterstellern. Schon die Veränderung der Sichtbarkeit durch geänderte Vorschlagsalgorithmen sorgte für Umsatzausfälle bei den Creators.
Auf Seiten der Werbetreibenden wird die Änderung bei Youtube durchaus positiv als Anzeichen für steigendes Qualitätsbewusstsein aufgenommen.
Als Creator ist man der Plattform mehr oder weniger hilflos ausgeliefert. Ändern sich die Richtlinien, passt man sich an oder verliert Sichtbarkeit und Umsatz.
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Dem lässt sich entgegnen, indem man seine erstellten Inhalte auf eigenen Plattformen darstellt und dort monetarisiert.
Das offene Web mit seinem funktionierenden Ökosystem kann hier, trotz aller Herausforderungen, die Lösung sein.

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