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Webanwendung

Eine interaktive Website, die Eingaben eines Users beziehungsweise einer Userin entgegennehmen und verarbeiten kann, gilt als Webanwendung. Die Abgrenzung zum Begriff der Website ist, dass die mittels einer Webanwendung dargestellten Inhalte sehr userspezifisch sind und auf Grundlage von gespeicherten Daten auf Wunsch generiert werden. Eine Website hingegen kann auch statisch sein. Das heißt, die Inhalte sind userübergreifend identisch und die Website lässt – meist abgesehen von einer Suchfunktion – keine Eingaben zu, die zu einer anderen inhaltlichen Ausgabe im Browser des Webseitenbesuchers/der Webseitenbesucherin führen.

Handelt es sich bei der Interaktion eines Users/einer Userin lediglich um eine Umschaltung der Darstellungsform, zum Beispiel Vergrößerung der Schrift, Vergrößerung oder Verkleinerung des Browserfensters, was zu einer anderen Anordnung der Inhaltselemente führt, würde man nicht von einer Webanwendung sprechen. 

Merkmale einer Webanwendung

Bezeichnend für Webanwendungen ist, dass ein Webbrowser im Prinzip vor allem für die Ein- und Ausgabe von Informationen verwendet wird. Somit ist der Webbrowser nur die Schnittstelle zwischen User/Userin und Maschine.

Die Verarbeitung der Daten oder die Herstellung der Ausgabe, geschieht mit einer Programmlogik, also einem dem User/der Userin verborgenen, festgelegten Ablauf. Damit sind viele Funktionen möglich, die über das bloße Anzeigen von Information hinausgehen.

Im Falle von Webanwendungen befindet sich der Inhalt (Content) meist nicht fertig in einem einzelnen, auf dem Webspace gespeichertem Webdokument (erkennbar an der Dateieinamenserweiterung „.html“), sondern wird auf Anforderung erst erzeugt. Dies geschieht im Webbereich oft dadurch, dass per Skriptcode Inhalte aus einer Datenbanktabelle gelesen werden und diese dann mit einer gestalteten Vorlage (Template) verbunden wird. Der Skriptcode generiert daraus eine Datei, die zum Browser gesendet wird.

Webanwendungen haben es an sich, dass sie verschiedene Rollen unterscheiden. So gibt es meist ein hierarchisch abgestuftes System an Berechtigungen, das unterschiedlich stark ausdifferenziert werden kann. Am einfachsten und grundsätzlichsten ist die Unterscheidung zwischen den Rollen Administrator und User.

Die Administrator-Rolle sieht vor, dass der Betreiber oder die Betreiberin nach Authentifizierung mittels beispielsweise Nutzername und Passwort Inhalte und Darstellungsform beliebig verändern kann, während ein nicht eingeloggter User (oder eine Userin) aus dem offenen Internet lediglich Inhalte betrachten und in eingeschränkter Form auf sie reagieren kann. Je nach Gestaltung der Webanwendung kann einem nicht authentifizierten User / einer Userin die Möglichkeit geboten werden, sich zu registrieren, um somit eine Rolle einzunehmen, die mehr Rechte in dieser Anwendung ermöglicht.

Somit fallen Content Management Systeme wie WordPress, Drupal, TYPO3, Joomla oder auch Webforen in den Bereich der Webanwendungen. Diese Anwendungen sind geradezu prototypisch für Webanwendungen. Die eigentliche Software läuft auf einem zentralen Computer, einem Server. Das Aufkommen von serverseitig interpretierbaren Skriptsprachen wie PHP und Datenbanktechnologies wie MySQL hat die Entwicklung solcher Webanwendungen sehr beflügelt.

Ein Synonym für Webanwendungen ist Webapplikation. Dafür ist auch die Abkürzung Web-App geläufig.

Vorteile von Webanwendungen gegenüber Software, die lokal installiert wird

Weil man davon ausgehen darf, dass Webbrowser leicht verfügbar sind und viele Menschen Zugang zum Word Wide Web haben, kann es sinnvoll sein, auch umfang- und funktionsreiche Anwendungen via Webbrowser zugänglich zu machen. So lassen sich auch Applikationen realisieren, die als Bürosoftware typischerweise betriebssystemspezifisch auf einem Desktop-PC oder Notebook installiert werden. Dazu gehören auch Textverarbeitungsprogramme, Tabellenkalkulation oder Präsentationssoftware. Ein immenser Vorteil ist, dass man für die Bearbeitung solcher Dokumente nicht auf ein spezifisches Gerät oder den Erwerb der zu installierenden Software darauf festgelegt ist. Der Zugriff wird überall dort funktionieren, wo das World Wide Web verfügbar ist.

Allerdings ist es für eine Webanwendung Voraussetzung, dass eine dauernde und stabile Verbindung zum Internet besteht.

Mögliche Nachteile von Webanwendungen

Einschränkungen in der Bedienbarkeit können auftreten, wenn sich die Bauweise der Endgeräte sehr unterscheiden. Angefangen von der Eingabehardware (Tastatur) über die Bildschirmgröße und Auflösung sind im Feld der Anwender und Anwenderinnen viele Variationen möglich.

So sind die Gestalter und Gestalterinnen von Webanwendungen gezwungen, eine Vielzahl an unterschiedlichen Konfigurationen in Betracht ziehen zu müssen. Obwohl ein standardmäßig funktionierender Webbrowser an sich einen Rahmen vorgibt, hat man es dennoch im Markt mit unterschiedlichen Bildschirmgrößen, Tastaturen und anderen Eingabegeräten wie Kameras oder Mikrofonen zu tun. 

Szenarien für Webanwendungen

Aktuell spielen Webanwendungen dort eine Rolle, wo die Verwendung des Webbrowsers naheliegend ist. Dies ist bei den Content Management Systemen der Fall. Beliebt ist auch Webmail als Endpunkt für die E-Mailkommunikation. Hier entstehen keine Medienbrüche

Je komplexer die Aufgabenstellung ist, die Vielfalt der einzugebenden Daten oder der Umgang mit größeren Datenmengen, desto ungeeigneter sind Webanwendungen als Schnittstelle zum User/zur Userin. Da die Abarbeitung von Anforderungen an einen zentralen Server delegiert ist, stellt sich ab einer gewissen Last oder Erwartung an die Verarbeitungsgeschwindigkeit die Herausforderung, über die Architektur entscheiden zu müssen: Sollte die Anwendung als zu installierende Software auf dem Endgerät platziert werden, was spezifische Entwicklung erfordert? Oder überwiegen die Vorteile der schnellen Veränderbarkeit und der zentralen Datenhaltung bei der Umsetzung? 

Mittlerweile haben sich auch Mischmodelle herausgebildet. So kann eine Webapplikation so konstruiert werden, dass sie als Progressive Web-App auch ohne bestehende Verbindung zum Internet funktioniert, wenn auch oft mit Einschränkungen.