Stress zwischen Apple und WordPress

Für das Content Management System WordPress gibt es Apps für Android und Apple (IOS). Nun wollte der kommerzielle Arm von WordPress, die Firma Automattic, die App dafür einsetzen, zahlende Kunden zu gewinnen. Dazu hat Automattic, das die WordPress-Apps herausgibt, in einer neuen Version eine Bezahlfunktion eingebaut. Apple erlaubt dies für Apps im hauseigenen App-Store aber nur, wenn Automattic die In-App-Kauf-Codes verwendet.

Die Affaire um Epic schlug Wellen. Das Spiel Fortnite flog aus dem Apple App-Store, weil Epic nicht die In-App-Kauf-Routinen von Apple nutzt. Der WordPress-App drohte ein ähnliches Schicksal.
Die WordPress-App im Apple App Store. WordPress bzw. die Herausgeberfirma Automattic integrierte nun die In-App-Käufe laut Apples Vorschriften. Jetzt ist die neue Version im App-Store verfügbar. Dieser Fall erinnert an die Affaire um Fortnite.

Damit stießen WordPress und Automattic nun auf das gleiche Problem wie Epic, der Hersteller des Spiels Fortnite. Fortnite bietet für User Kaufoptionen in der App an. Epic wollte Apple nicht mitverdienen lassen. In der Folge flog Fortnite aus dem Apple-App-Store. Apple hat das betreffende WordPress-App-Update ebenfalls nicht genehmigt.

Automattic/WordPress-Chef Matt Mullenweg zu dem Konflikt um die neue IOS-WordPress-App auf Twitter

Nach der Epic-Affaire um Fortnite ist das Thema In-App-Käufe in vielen Berichten wieder aufgetaucht. Schnell erscheinen Vorwürfe, Apple missbrauche seine Marktmacht.

Das Ökosystem hinter WordPress

Im Falle von WordPress lohnt es sich, etwas genauer hinzusehen: WordPress als CMS-Anwendung unterliegt einer Open-Source-Lizenz. Herausgeber der WordPress-Basis-Software ist eine Stiftung, die unter wordpress.org zu finden ist. Viele Webseitenbetreiber verwenden die kostenlose Software auf eigenen Webhostingaccounts oder Servern. Der Marktanteil der WordPress-Software beträgt mittlerweile fast 40 Prozent weltweit (Quelle: Netstat).

Zwei verschiedene Organisationen hinter wordpress.org und wordpress.com

Parallel dazu gibt es ein kommerzielles Angebot mit wordpress.com, das vom amerikansichen Unternehmen Automattic stammt. Gleichzeitig gibt Automattic einige Plugins heraus, die WordPress erweitern und bei Nutzern beliebt sind. Beispiele dafür sind Jetpack und Woocommerce. Mit diesen Plugins werden WordPress-User zu Nutzern bei Automattic, denn die Plugins benötigen, um zu funktionieren, einen zunächst kostenlosen WordPress.com-Account. Dazu muss sich ein Nutzer der WordPress-Software (WordPress.org) neu registrieren und wird damit potentieller Kunde bei Automattic (WordPress.com).

Es kommt noch ein Detail dazu: Matt Mullenweg ist Mitbegründer der WordPress-Stiftung und gleichzeitig Mitinhaber und Gründer von Automattic (daher die Schreibweise Automattic.

Automattic gewinnt zahlende Kunden über quelloffenes WordPress

Um die IOS-WordPress-App zum Laufen zu bekommen, benötigt jeder User ein WordPress.com-Konto. Grund dafür ist, dass die Verbindung zwischen Smartphone-App und Webhosting-Anwendung über Jetpack von Automattic realisiert wird. Auf diese Weise versucht Automattic systematisch, Kunden aus der Nutzerschaft von der quelloffenen WordPress-Software zu gewinnen.

Die Strategie von Automattic ist im Grunde nicht verwerflich. Auf diese Weise kann WordPress vieles an Entwicklung und Marketing für die Software leisten. So wurden viele andere Unternehmen, bis zur Größenordnung von Google, auf WordPress aufmerksam und investieren Entwicklerzeit und Geld in WordPress.

In App-Käufe: Apple will mitverdienen

Auf der anderen Seite ist WordPress kein altruistisches und kein rein ideelles Projekt. Angesichts des hohen Marktanteils verfügt die WordPress-Welt insgesamt, einschließlich des dahinter hängenden Ökosystems, über eine gewisse Marktmacht. WordPress selbst sperrt schon mal Plugins aus, wenn sie den Regeln des eigenen Pluginkatalogs nicht folgen.

Die Communities hinter Joomla, Drupal, TYPO3 haben da vielleicht eigene Meinungen, die die Öffentlichkeit allerdings sehr verhalten wahrnimmt. Innerhalb der WordPress-Community dürfte es aber durchaus spannungsreichere Diskussionen geben.

Mittlerweile ließ WordPress-Chef Mullenweg verlauten, dass sich WordPress den Regeln des IOS-App-Stores unterwerfen würde, nachdem alternative Strategien durchdacht worden wären.

Auch Apple hat in einem Statement die Situation entschärft. Auf The Verge heißt es: WordPress müsse keine In-Käufe anbieten, wenn die App nur als reines Verwaltungstool benutzt wird. Man habe sich an den Verweisen auf Zusatzfunktionen gestört, die nicht kostenpflichtig seien, aber nicht Apple Kontrolle unterlägen.

https://www.theverge.com/2020/8/22/21397424/apple-wordpress-apology-iap-free-ios-app

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