Google engagiert sich bei WordPress und sucht Entwickler

Per Stellenanzeige sucht Google Mitarbeiter, die für das Open-Source-CMS WordPress arbeiten sollen. Google verstärkt also sein Engagement für dieses Blogsystem. Dies hat SEOSüdWest im Blog berichtet. Damit stellt sich die Frage: Was hat Google mit WordPress vor und werden Websites, die auf diesem System basieren nun anders behandelt?

Ein Beitrag im SEOSüdwest-Blog lässt aufhorchen: Der Autor Christian Kunz fand einen Beitrag im privaten Blog des Google-Mitarbeiters Alberto Medina. Er schreibt, man unterstütze bei Google das offene Web. Daher sei es auch nicht verwunderlich, dass man WordPress sehr schätze. Wörtlich:

[…]that we are also huge fans of WordPress.

Offenbar möchte sich Google mehr im WordPress-Umfeld engagieren. Das Gutenberg-Projekt (ein neuer Editor, wir berichteten darüber) wird dabei namentlich genannt, genauso wie „progressive themes“, ein AMP-Plugin und das Tide-Projekt.

Ganz unten im Blogbeitrag des Google-Mitarbeiters steht die eindeutige Aufforderung: Join us! Ein Link in diesem Abschnitt verweist auf die Google Carreers Seite. Als Arbeitsorte sind San Francisco (möglicherweise ist der Sitz von WordPress gemeint) und Mountain View („Googleplex“, der Standort der Google Zentrale) in Kalifornien sowie New York an der Ostküste aufgezählt.
Sie suchen vorzugsweise Leute mit Erfahrungen in Websiteerstellung, CMS, moderner Webentwicklung auf Basis von HTML/CSS, ES6, Polymer/React/Angular, etc.) plus idealerweise Kenntnissen in SEO, Systemarchitektur mit Vorerfahrungen als „Technology advocate“, CTO  oder Consultant, der sich mit serverseitigen Technologien beschäftigt. Darüber hinaus werden auch Erfahrungen im „Community engagement“ erwähnt, insbesondere sollte man das Leben als Blogger kennen, technisch orientierte Artikel oder Dokumentationen geschrieben haben, mit der Presse umgehen können, seine Erfahrungen als Entwickler bei Events durchscheinen lassen können und Kompetenzen in Webapplikationen und Applikationsentwicklung besitzen.

Was Google als Ziel formuliert, heißt im Blogbeitrag „accelerate success of the WordPress ecosystem“, womit vermutlich die Open-Source-Version gemeint ist. Man soll am „WP core“ mitarbeiten, Themes entwickeln, Plugins und an „WP-tailored tools and infrastructure“.

Googles neues Engagement in WordPress ließ aufhorchen. Auch Alberto Medina ist auf den Artikel in SEOSüdwest aufmerksam geworden und reagierte via Twitter auf die Frage, ob Google denn nun ein bestimmtes CMS, namentlich WordPress, bevorzugen würde.


Wie die Antwort klingt, hat Google wohl einen gewissen Fokus auf WordPress, aber man sei auch interessiert, dass auch andere Content Management System in Sachen Performance, Coding Standards und „progressiven“ Technologien vorankommen.
Ähnlich hat auch John Müller von Google (der auch u.a. immer die deutschen Webmaster-Zentrale-Hangouts veranstaltet) reagiert. Er stellte klar, dass es „zur Zeit“ keine Pläne gäbe, WordPress-Sites anders als anderes Content Management Systeme zu bewerten, was die Google-Suche angeht.
https://twitter.com/JohnMu/status/959581240692060161
Namen fielen also keine, aber sicher muss man neben WordPress auch an TYPO3, Joomla und Drupal denken. Letzteres scheint sich für solche progressiven Technologien ohnehin zu interessieren, wie wir hier beschrieben haben. Bei Drupal wurde der Terminus „Richness“ verwendet.
WordPress ist mit Abstand das meistverwendete Open Source CMS weltweit. Nach w3techs laufen aktuell fast 25 Prozent aller Websites weltweit auf der Basis von WordPress, wobei die Tendenz immer noch steigt. Joomla und Drupal folgen mit großem Abstand mit etwa drei beziehungsweise zwei Prozent.

Fazit

Auch Google sieht die rasche Entwicklung, die WordPress in den letzten Monaten und Jahren gezeigt hat. Web Apps scheint man nun für das nächste große Ding zu halten (wir erwähnten progressive Web Apps in diesem Beitrag zu einer unserer Podcast-Episoden Ende 2017 als es um Trends in der Webentwicklung und im Webdesign ging; hier auch ein Video dazu).

Zwar wurde die Stellenanzeige nicht leise und heimlich veröffentlicht, aber aus der Tatsache, dass ein Mitarbeiter diese Anzeige im privaten Blog promotet und nicht etwa im reichweitenstarken Webmaster-Central-Blog, könnte man vermuten, dass Google in dieser Initiative kein neues großes Projekt sieht und nicht etwa ein Takeover von WordPress plant.

Möglicherweise hat sich Google bereit erklärt, einige Mitarbeiter zu beschäftigen, die sich hauptsächlich voll mit der Entwicklung von WordPress beschäftigen. Für Open Source Projekte ist dies nicht ungewöhnlich, auch wenn Google ein sehr großer Partner ist. Die Mitarbeiter stehen auf der Payroll von Google, arbeiten aber bei den WordPress-Entwicklern mit.

Interessant wird sicher die Angrenzung zum „kommerziellen Arm“ von WordPress, der Firma Automattic von WordPress-Mitbegründer Matt Mullenweg. Automattic, unbestreitbar Teil des WordPress-„Ökosystems“, bietet gemanagtes WordPress an und produziert viele Plugins, die man mittlerweile als „essentials“ bezeichnen könnte, wie zum Beispiel Jetpack oder WooCommerce.

Zusätzlich muss man dies aber auch im Verhältnis zu Google-eigenen Tools und Angeboten sehen. Google hatte in der Vergangenheit durchaus mit einem eignen Page-Building-Service experimentiert. Zudem ist das Blogangebot blogger.com seit 2003 ein Teil von Google. Ganz offensichtlich steht die Weiterentwicklung in diesem Produkt still. Auch für Google Sites gibt es zwar eine neue Version, technisch und optisch angelehnt an die Google-Plus-Seiten.

Dennoch wirkt auch dieses Produkt wie eine Betaversion und fällt nicht durch besonders intensive Nutzung auf. Die Zukunft dieser Produkte ist so betrachtet also ohnehin unklar und mit dem Engagement bei WordPress verstärkt sich der Eindruck noch.

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2 Antworten auf „Google engagiert sich bei WordPress und sucht Entwickler“

  1. Google braucht input, input, input… (Datenfutter)
    Möglichst gut verwertbares Datenfutter.
    Und es sollte sich möglichst rasch auslesen lassen,
    Was liegt da näher als das meist verendete CM-System dahingehend zu unterstützen dass Google beim Auslesen der Seiten ein paar Millisekunden pro Webseite spart und optimiertes Datenfutter erhält. Alles nur Selbstzweck.

    1. Auch dieser Aspekt spielt sicher eine Rolle. Wenn Google aber sagt, man möchte mit dererlei Initiativen das offene Web stärken, würde ich das in diesem Fall glauben. Wir sehen im Kontext sozialer Netzwerke und viralem Content immer mehr Inhalte in „gated communities“ (Facebook, LinkedIn, Instagram…). Da kommen weder suchende Web-User noch die Suchmaschinen wirklich rein. Zudem gibt es wieder eine Art Content Krise: Wenn all der Hass und Schmutz aus den sozialen Netzwerken dank NetzDG entfernt ist, was bleibt da noch? Cat Content oder ähnliches, denn wie schon seinerzeit bei den Blogs ist schnell Ernüchterung eingetreten: Als Stino-Mensch produziert man nicht jeden Tag soviel Mitteilenswertes als dass man einen Blogbeitrag mit 500 Worten daraus formulieren könnte. Auch heute haben viele Facebook-User schon oft genug ihr Essen geteilt, Selfies aus dem Fitnessstudio gepostet oder ihren Hund in jeder Situation fotografiert. Nun bleibt nur noch das Teilen fremder Inhalte, wenn es lustig oder „shocking“ genug ist.

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