Kein Rabatt für notleidende Neue-Top-Level-Domain-Registries

Einige Registrare, deren Geschäftsmodell aus dem Vertrieb und Betrieb neuer Top-Level-Domains besteht, fordern einen Nachlass auf die fälligen Gebühren.
Die Nachfrage nach Domainnamen mit neuen Endungen ist sichtlich hinter den Erwartungen vieler zurückgeblieben. Sind die neuen Top-Level-Domains noch zu retten?

In den vergangenen Jahren sind viele neue Top-Level-Domains (nTLD) in Umlauf gebracht worden. Damit sind auch viele neue Registries entstanden, Unternehmen also, die diese neuen Top Level Domains betreiben.
Hier im goneo-Blog gibt es einige Stories über die neue Top Level Domains. Der Tenor: Viele, die sich ein rasant wachsendes Geschäft mit neuen Domainendungen erhofft haben, sind enttäuscht.
Zudem haben die Registrierzahlen für Domainnamen unter nTLDs, die oft weit hinter den Erwartungen blieben, die verantwortlichen Registries zu Preiskapriolen veranlasst, die für die Nutzer nicht mehr nachvollziehbar waren.

Bedarf falsch eingeschätzt

Möglicherweise gehen die vielen Domainendungen am Bedarf vorbei. Ein großer Teil attraktiver Domainnamen mit neuen Endungen liegt auf Halde in den Portfolios von Domainhändlern. Diese hoffen, dass ab und an ein Startup genau diese eine Domain, die bereits registriert ist, teuer abkauft.
Bereits im März 2017 forderte ein Interessenverband, die Registries Stakeholder Group,   deutliche Preisnachlässe von der ICANN.
Hintergrund: Die  Registries zahlen an die ICANN eine Gebühr (Maintenance fee) von 25.000 US-Dollar im Jahr dafür, dass sie diese Top Level Domain betreiben dürfen. Dazu kommen noch Gebühren für jede registrierten Domainnamen auf der zweiten Ebene.
Nach Darstellung auf DomainIncite.com verlangt die Interessensgruppe nun einen Nachlass von 75 Prozent auf diese Gebühr.

Imageproblem

Einige wenige nTLDs funktionieren offenbar recht gut, viele andere jedoch bleiben unter 10.000 Registrierungen.
Jede Bewerbung um eine neue Top Level Domain kostete 185.000 US-Dollar als „Application fee“, so dass das ganze nTLD-Programm 96 Millionen US-Dollar an Einnahmen generiert hat.
Aus diesen Einnahmen soll die ICANN den Rabatt bezahlen, so die Forderung der Registries Stakeholder Group.
Die ICANN hat mittlerweile deutlich gemacht, dass sie sich nicht in der Lage sähe, dieser Forderung nachzukommen. Der Vorsitzende der Abteilung für die globalen Domainnamen hat die in einem Schreiben an die Registries begründet.
Es seien schon viele Kosten aufgetreten, die die ICANN tragen musste, die vorher nicht absehbar gewesen seien: Kosten für die Universal Acceptance Steering Group, notfallmäßige Maßnahmen in Zusammenhang mit dem Betrieb der Registries, Untersuchungen und Maßnahmen wegen möglicher Namenskollisionen, Installation eines Trademark Clearinghouses und Rechtskosten.
So sei auch künftig mit unvorhergesehenen Kosten zu rechnen, weswegen man auch keine Nachlässe gewähren könne.

nTLDs in der Krise? Grafik mit einer Kurve des zeitlichen Verlaufs an registrierten Domains unter einer nTLD von 2014 bis heute
Registrierzahlen neuer Top-Level-Domains 2014 bis heute. Grafik von https://ntldstats.com

Wie Registries reagieren

Den Registries, die neue Top Level Domains betreiben, wird nun nichts anderes übrig bleiben als mehr in in das Marketing zu investieren, sich stärker um die Kundenbedürfnisse zu kümmern und Mehrwerte für Kunden zu generieren.
Einige Registries haben auch schon eine Art Neustart für ihre Top Level Domain angekündigt, orientieren ihre Werbung stärker an Zielgruppen und Nutzungsszenarien.
Eine Gruppe, die die Registries bis heute überhaupt nicht im Auge haben, sind die eigentlichen Adressaten, sprich: die Internetnutzer.
Neue Top Level Domains sind für sie im besten Fall ungewohnt, im mittelschlimmen Fall gar nicht als Domain zu erkennen und im schlimmsten Fall Signal für ein Ziel, dem sie nicht vertrauen können oder wollen.
Zu oft sind Internetnutzer bereits ins Fadenkreuz von Hackern, Phishern oder anderen Betrügern geraten.
Hier täten vertrauensbildende Maßnahmen gut.
Domainnamen – und auch Endungen – sind sensibel. Das sieht man am Beispiel der Endung .tk, die als ziemlich verbrannt gilt.
Potentielle Kunden schreckt die Praktik von Registries ab, vermeintlich oder tatsächlich attraktive Domainnamen unter der nTLD, die sie betreuen, nicht zum Standardpreis nach dem First-come-first-serve-Prinzip abzugeben, sondern zu willkürlich festgelegten Preisen.
So macht die Suche nach freien Domainnamen keinen Spaß mehr. Zunächst haben die Registries alle begehrten Namen als Premium-Domain deklariert, dann kamen Domainhändler und haben alles wegregistriert, was noch einigermaßen Geschäft verspricht.
Wer einen guten, passenden Domainnamen haben möchte, muss mit einiger Wahrscheinlichkeit viel Geld dafür bezahlen – oder es sein lassen.
Aber gerade damit, dass neue Top Level Domains neue Chancen auf attraktive Domainnamen bieten, hat man das nTLD-Programm überhaupt begründet.

Domainnamen und das freie, offene Web

Die neuen Domainnamen hätten die Webbranche befeuern können, doch diese Belebung ist ausgeblieben. Selbst innovative, neue Webangebote nutzen zumeist konventionelle Domainendungen.
Zudem läuft der Trend zur Mobile-App-Ökonomie der Notwendigkeit eines attraktiven, merkfähigen und beschreibenden Domainnamens entgegen. Um Apps zu nutzen, benötigt man keine Domain.
Für Anbieter, die Apps vertreiben, ist der Domainname, unter dem die Apps angeboten werden (oft ohnehin in zentralen App-Stores) zweitrangig.
Um das Informations- oder Interaktionsangebot in einer App zu nutzen, ist ein Domainname völlig irrelevant.
Ein Domainname spielt höchstens noch in Hyperlinks nach „außen“ eine Rolle, wenn beispielsweise ein Text in einer App auf eine konventionelle Website verweist.
Dann wiederum kann es sein, dass der Nutzer sich den Domainnamen genauer ansieht, um Gefahren vorzubeugen und mit seiner erlernten Heuristik entscheidet, ob er dem Link folgt oder nicht. Er wägt in diesem Moment den erwarteten Nutzen und das Risiko ab.
Das geht schon so weit, dass große Markeninhaber auf die Möglichkeit verzichten, eine Dot-Brand-Domain für sich einzurichten. Viele Kandidaten treten von entsprechend gestellten Anträgen zurück.

Fazit

Was also bleibt den Registries der neuen Top-Level-Domains? Was sollten sie tun?

  • Sie müssen potentiellen Inhabern solcher Domainnamen und vor allem auch den Webusern erklären, wofür diese Domainendung steht, was man nach einem Klick erwarten kann.Das geht nicht ohne zielgerichtete Kommunikation und vertrauensbildende Maßnahmen.Wir haben bei goneo nur wenige neue Top Level Domains im Angebot, zum Beispiel .blog und .cloud, weil mit diesen Endungen impliziert wird, welchen Inhalt bzw. welches Webangebot man erwarten darf.
  • Kunden müssen den Registries vertrauen können. Preisanhebungen lassen sich gegebenenfalls nicht verhindern – alles wird teurer. Doch unnachvollziehbare Preiskapriolen führen dazu, dass Kunden die Registry meiden werden. Dabei unterscheiden die Kunden allerdings nicht nach Domainendung und Registry, sondern werfen alle nTLDs in einen Topf. Die Kapriolen einer Registry schaden imagemäßig allen anderen Registries.
  • Es gibt Domainhändler, die im großen Stil systematisch Domainnamen registrieren und versuchen, sie für sehr viel Geld an einen interessierten Nutzer zu veräußern. Manchmal funktioniert das und ein Kauf muss viele liegengebliebene Domainnamen im Portfolio mitfinanzieren (auch die Domainhändler müssen für die Verlängerung bezahlen).Vielleicht sollte tatsächlich darüber diskutiert werden, ob registrierte, aber nicht verwendete Domainnamen nicht wieder freigegeben werden müssen. Klar ist aber auch, dass dies den Regulierungsaufwand und Verwaltungsaufwand steigern würde.
  • Domainnamen sind mit dem offenen, freien Web verknüpft. Dies ist ein Wert an sich. Domainnamen funktionieren außerhalb der Plattformökonomien großer und nach Meinung vieler Beobachter marktbeherrschender Hersteller von Mobilgeräten und sozialen Netzwerken.Wer sich für das offene und freie Web einsetzt, sollte ein Interesse daran haben, dass das Domain Name System nicht nur funktioniert, sondern die Chance auf Weiterentwicklung hat. Neue Top-Level-Domains können dazu beitragen.Umgekehrt sollten die Registries wie auch Domainhändler ein Interesse daran haben, dass Domainnamen nicht nur Cashcows oder Spekulationsobjekte sind, sondern tatsächlich Mehrwert generieren. Es muss also eine Verknüpfung von Domainname und Inhalt bzw. Webangebot geben, sonst erscheinen – und das zeigt ja die Realität – neue Domainnamen irrelevant.

Tipp

Suchst du nach einem attraktiven Domainnamen? Wir empfehlen dir die Endung .de, die Webangebote für Deutschland in deutscher Sprache signalisiert.
Domains mit dieser Domainendung zu registrieren ist sehr, sehr günstig: Bei goneo bekommst du .de-Domains für 19 Cent im Monat auf dieser Website (ohne Setupkosten, inkl. MWSt bei jäghrlicher Vorauszahlung per Lastschrift) mit Web- und E-Mail-Weiterleitung oder als Basis für eine künftige Website.

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